Der professionelle Sport ist geprägt von körperlicher Leistungsfähigkeit, kurzer Erwerbsphase und hohen finanziellen Volumina. Verletzungen sind keine hypothetischen Risiken, sondern planungsrelevante Variablen. In diesem Umfeld ist die Absicherung des Einkommens während krankheitsbedingter Ausfälle von existenzieller Bedeutung.
Während Spezialversicherer mit sportartspezifischen Policen attraktive Lösungen anbieten, zeigt die Praxis, dass die private Krankenversicherung mit integriertem Krankentagegeld die stabilste und nachhaltigste Grundlage bildet. Die folgenden Kapitel beleuchten diese Priorität aus rechtlicher, ökonomischer und strategischer Perspektive.
Die PKV als Fundament: Rechtliche und strukturelle Stabilität
Das Krankentagegeld in der PKV dient der Kompensation des Verdienstausfalls im Krankheitsfall. Sein entscheidender Vorteil liegt in der gesetzlichen Struktur:
Gemäß § 178i Versicherungsvertragsgesetz (VVG) kann der Versicherer den Vertrag nur innerhalb der ersten drei Jahre ordentlich kündigen. Nach Ablauf dieser Frist bleibt der Schutz grundsätzlich bestehen – unabhängig von späteren Verletzungen.
Einige Versicherer, wie etwa die BarmeniaGothaer, verzichten bei Arbeitnehmern sogar gänzlich auf das Kündigungsrecht.
Diese Konstruktion verleiht dem Krankentagegeld in der PKV eine vertragliche Stabilität, die für Profisportler von außergewöhnlichem Wert ist.
Wer frühzeitig einen Tarif abschließt, sichert damit nicht nur seine Einkommensabsicherung, sondern vor allem seinen Gesundheitsstatus für die Zukunft. Denn nach einer Verletzung kann die Neuaufnahme oder Leistungserhöhung aufgrund von Risikozuschlägen oder Ablehnungen dauerhaft unmöglich werden und ist deutlich risikobehafteter als bei normalen Berufen.
Wirtschaftliche Dimension und Kostenstruktur
Die meisten PKV-Anbieter begrenzen das Krankentagegeld auf 500 bis 1.400 Euro pro Tag. Für durchschnittliche Arbeitnehmer ist dies ausreichend, für Profisportler jedoch häufig unzureichend, um das tatsächliche Einkommen zu kompensieren.
Die strategische Priorität liegt dennoch auf der maximal möglichen Absicherungshöhe von Beginn an, um den bestehenden Gesundheitsstatus zu sichern. Eine spätere Anpassung ist nach einer Verletzung kaum realisierbar oder wird noch viel teurer.
Der entscheidende Trade-off liegt im Preis. Das Krankentagegeld in der PKV ist im Vergleich zu anderen Versicherungsformen kostenintensiv und übersteigt sehr schnell die Arbeitgeberzuschüsse. Da die Zuschussgrenzen nach § 257 SGB V fixiert sind, trägt der Arbeitnehmer – im Falle eines Profisportlers also der Spieler – den Großteil der Versicherungsprämie selbst.
Diese finanzielle Belastung ist jedoch der Preis für eine langfristig gesicherte und rechtlich geschützte Absicherung. Ökonomisch betrachtet handelt es sich um eine Investition in zukünftige Stabilität und Planbarkeit, nicht um einen laufenden Kostenfaktor.
Spezialversicherer als Ergänzung: Flexible, aber befristete Lösungen
Neben der PKV existieren am Markt spezialisierte Versicherer, die temporäre oder permanente Invaliditätsabsicherungen anbieten. Produkte wie die Temporary Total Disability (TTD) oder die Permanent Total Disability (PTD) sind auf die Bedürfnisse von Profisportlern zugeschnitten. Sie decken kurzfristige Spielunfähigkeit oder dauerhafte Invalidität ab und sind signifikant günstiger und flexibler gestaltet als PKV-Lösungen.
Ihre Schwäche liegt jedoch in der Laufzeit: Diese Policen gelten meist nur ein bis drei Jahre und unterliegen anschließend einer neuen Risikoprüfung. Verletzungen, Operationen oder Leistungseinbußen können zu Leistungsausschlüssen oder massiven Prämiensteigerungen führen. Gerade im Jahr nach längerfristigen Ausfällen steigt die Wahrscheinlichkeit einer Folgeverletzung signifikant an. Die Folge unter Umständen: Leistungsausschlüsse oder erhöhte Prämien.
Für Profisportler sind Spezialversicherungen daher wertvolle, aber kurzlebige Instrumente. Sie bieten Flexibilität, aber keine dauerhafte Verlässlichkeit, wenn bereits Vorverletzungen bestehen. Die Kombination mit der PKV schafft hier die notwendige Balance zwischen Stabilität und Anpassungsfähigkeit.
Die optimale Struktur: Stabilität vor Flexibilität
Die strategisch sinnvolle Absicherungsstruktur für Profisportler folgt einer klaren Reihenfolge:
- Private Krankenversicherung mit maximalem Krankentagegeld
- rechtlich geschützter, kaum kündbarer Schutz
- Sicherung der Versicherbarkeit über die gesamte Karriere
- langfristige finanzielle Stabilität
- Ergänzende Policen über Spezialversicherer (TTD/PTD)
- flexible Abdeckung kurzfristiger Risiken
- Erweiterung bei temporären oder dauerhaften Invaliditäten
- regelmäßige Anpassung an sportliche und vertragliche Veränderungen
Diese Reihenfolge stellt sicher, dass das Fundament – die PKV – unabhängig von Verletzungen bestehen bleibt, während die Spezialversicherer situativ ergänzt werden sollten.
Schlussfolgerung
Das Krankentagegeld in der privaten Krankenversicherung ist für Profisportler kein optionaler Bestandteil, sondern der strategische Ausgangspunkt jeder langfristigen Absicherungsplanung. Es gewährleistet rechtliche Stabilität, finanzielle Kontinuität und schützt vor der gravierenden Folge einer späteren Unversicherbarkeit.
Spezialversicherer sind eine wertvolle Ergänzung, können die strukturelle Sicherheit der PKV aber nicht ersetzen. Die optimale Kombination aus beiden Komponenten schafft ein Gleichgewicht zwischen Verlässlichkeit und Flexibilität und bildet damit den professionellen Standard moderner Athletenberatung.
Langfristig erfolgreich ist, wer Stabilität als Fundament und Flexibilität als Werkzeug begreift.
Zum vorherigen Beitrag dieser Reihe: Play hard, pay hard
Titelbild: © Tobias Lommer