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Wunsch und Wirklichkeit

Warum klassische Berufsunfähigkeitsversicherungen für Profisportler oft scheitern

  • Spezialisierung
  • Tobias Lommer
Tobias Lommer, Experte für Versicherungen im Profisport, im Porträt

Inhaltsverzeichnis für diesen Beitrag

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Es ist eine der häufigsten Anfragen, die wir als Versicherungsmakler erhalten, sobald es um den Profisport geht:

„Ich möchte eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Unfallversicherung (für meinen Sohn) als Profifußballer abschließen.“

Well, good luck with that.

Was für Menschen in klassischen Berufen noch recht einfach und klar strukturiert ist, wird für Profisportler zur echten Herausforderung. Denn die klassische Berufsunfähigkeitsversicherung existiert für Berufssportler in dieser Form schlichtweg nicht. Und auch die Vorstellung einer „Unfallversicherung für Profifußballer“, wie sie sich Eltern oder Spieler oft wünschen, hat mit der Realität wenig zu tun.

Das Problem: Karrieregefährdung Tag für Tag

Während kleinere Blessuren bei Profisportlern häufig nur zu kurzen Ausfallzeiten führen, können schwere Verletzungen wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden die Karriere massiv gefährden oder sogar beenden. Und das kann theoretisch in jedem Training passieren. Erst kürzlich hat sich einer unserer Klienten den zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres zugezogen. Eine schwierige Phase für jeden Profi. 

Zwar genießen Spieler in der Bundesliga meist erstklassige medizinische Betreuung, doch spätestens im Unterhaus trennt sich die Spreu vom Weizen. Nicht jeder Verein verfügt über die Strukturen und Ressourcen eines FC Bayern München oder Borussia Dortmund.

Versicherer wissen das. Und je niedriger ein Spieler in den Ligen unterwegs ist, desto höher schätzen sie das Risiko einer dauerhaften Sportunfähigkeit ein.

Was bedeutet Berufsunfähigkeit im Profisport überhaupt?

Im Sprachgebrauch der Versicherer spricht man bei Profisportlern nicht von Berufsunfähigkeit, sondern von dauerhafter Sportunfähigkeit. Einer der führenden Anbieter beschreibt das so:

„Dauernde Sportinvalidität liegt vor, wenn die versicherte Person infolge eines versicherten Unfalls oder durch eine akut und erstmals auftretende Krankheit auf Dauer vollständig außerstande ist, die im Versicherungsschein genannte sportliche Tätigkeit in dem im Versicherungsschein genannten Rahmen aktiv auszuüben. Dauerhaft ist eine Beeinträchtigung, wenn sie voraussichtlich länger als 36 Monate bestehen wird und eine Änderung des Zustands nicht zu erwarten ist.“

Der Unterschied zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung ist erheblich: Während in der normalen BU bereits eine voraussichtliche sechsmonatige Ausfallzeit zur Leistungspflicht führt, verlangt die Sportunfähigkeitsversicherung eine Beeinträchtigung von mindestens 36 Monaten.

Möglichkeiten der Absicherung

Die gängigste Variante der Absicherung ist die Sportinvaliditätsversicherung mit Einmalzahlung. Sie deckt Unfälle sowie erstmals auftretende Krankheiten ab. Dabei können in der Regel bis zu fünf Bruttojahresgehälter abgesichert werden, die im Falle einer dauerhaften Sportunfähigkeit ausgezahlt werden.

Beispiel:

Ein Spieler mit einem Bruttojahresgehalt von 2.000.000 Euro kann eine maximale Versicherungssumme von 10.000.000 Euro vereinbaren. Die Auszahlung erfolgt netto.

Vertragslaufzeiten liegen üblicherweise zwischen einem und drei Jahren, was gerade langfristig problematisch ist, da Vorerkrankungen bei Folgeverträgen oft zu einem Ausschluss oder zu deutlich höheren Prämien führen. Für Nachwuchssportler, die noch keine Lizenzspieler sind, existieren zudem spezielle Modelle mit jährlichen Auszahlungen, um beispielsweise eine akademische oder berufliche Ausbildung nach der Karriere zu finanzieren.

Und wie steht es um klassische Unfallversicherungen?

Vorweg: Es gibt keine privaten Unfallversicherungen, die das Profisportrisiko grundsätzlich ausschließen. Allerdings decken nur wenige Produkte das tatsächliche Berufsrisiko eines Profisportlers sinnvoll ab.

Einige Tarife kombinieren klassische Unfallleistungen – etwa Invaliditätsentschädigungen oder Gipsgelder – mit sportartspezifischen Risiken.

Klingt gut, hat aber zwei Haken:

  1. Die Leistungsbedingungen greifen meist erst bei schweren Verletzungen, etwa bei einem gepaarten Kreuzband- und Meniskusriss 
  2. Die Prämien sind für viele Sportler außerhalb der höchsten Ligen häufig schwierig zu finanzieren

Pauschal lässt sich sagen: Jede Sportlerin und jeder Sportler sollte sich mit dem Thema Absicherung befassen. Wie der passende Schutz aussieht, zeigt jedoch erst eine individuelle Risikoanalyse.

Fazit

Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit im Profisport ist kompliziert und bedarf echter Expertise. Eine klassische Berufsunfähigkeitsversicherung ist für Profisportler faktisch nicht erhältlich, und auch die Alternativen sind stets mit hohen Beiträgen und engen Bedingungen verbunden.

Trotzdem ist es für jeden Sportler extrem wichtig, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Denn wer frühzeitig die richtige Kombination aus Sportinvaliditäts- und ergänzender Unfallversicherung findet, kann im Ernstfall die finanzielle Existenz absichern. Und das ist in einer Karriere, die jederzeit enden kann, unbezahlbar.

Wie häufig und schwer Verletzungen im Profisport wirklich sind, zeigt ein Überblick zum VBG Verletzungsreport 2025 in meinem nächsten Beitrag – mit überraschenden Zahlen und klaren Versicherungsfolgen.

Titelbild: © Tobias Lommer

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Autor
Tobias Lommer ist Mitgründer von „The Finance Athletes” und Experte für Profisportler.

Tobias Lommer

Tobias Lommer ist Mitgründer der The Finance Athletes GmbH & Co. KG und Experte für die Absicherung von Profisportlern. Ob Krankenversicherung, Krankentagegeld oder Vermögensschutz – er kennt die speziellen Bedürfnisse der Branche und bietet maßgeschneiderte Lösungen..
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